Mit Farben schreien, kreischen oder blenden gehört vorerst nicht mehr zum guten Ton. Die neue Art der Farbigkeit setzt auf Understatement.
Schon mit dem Organic-Trend fanden natürliche Farben Einzug in unsere Branding-Welt. Nach einem Pandemie-Jahr, geprägt von Home-Office, Online-Shopping und rein digitaler Kommunikation, lässt die stark gesteigerte Nutzung von LED-Bildschirmen mit hoher Farbsättigung die Augen schnell ermüden. Das Bedürfnis nach «gedimmten» Farben, sogenannten «Muted Colors» bei den Usern wächst. Sie machen das Betrachten am Bildschirm angenehmer, da sie weniger grell sind und ruhiger wirken.
«Muted» aus dem Englischen bedeutet «stumm». Was versteht man unter einer «stummen» Farbe? Ein brillanter Farbton mit hoher Sättigung wird als laute, grelle und klare Farbe umschrieben. Sie fällt auf, sticht heraus und zieht Aufmerksamkeit auf sich. Eine stumme, gedeckte Farbe anderseits ist zurückhaltender, erdiger und natürlicher in ihrer Ausprägung. Während erstgenannte Farben sich im Kampf um die Aufmerksamkeit übertrumpfen, bietet die gedämpfte Farbpalette dem Betrachter einen Ort, um sich auszuruhen und zu entspannen.
Um eine Farbe stummzuschalten, mischt man diese mit Schwarz, Weiss, Grau oder der Komplementärfarbe. Zum Beispiel kann man Rot entsättigen, indem Sie es mit Grün mischt.
Auch eine Mischung von brillanten und gedämpften Farben bietet sich an, um eine Art Aufmerksamkeits-Hierarchie zu gestalten. Sie ermöglicht ein Element in den Vorder- oder Hintergrund zu stellen, um die Aufmerksamkeit des Betrachters zu leiten, so dass dieser nicht mit Reizen überfordert wird. Man findet diese Kompositionen bei vielen bekannten Malern, die die «Muted Color»-Paletten schon früh perfektioniert haben und ganz gezielt die Sättigung der Farben in ein Verhältnis setzten. Betrachten kann man dies zum Beispiel bei Meistern wie van Gogh, Savrasov, Degas oder Morandi.