Graffiti, von den einen gehasst, von den anderen geliebt. Trotzdem – oder gerade deswegen – fanden diese über die letzten Jahrzehnte den Weg in die Typografie. Zuerst eingeflochten in die Kunst (Banksy), dann immer wieder als Illustrationen in verschiedenen Modekollektionen verwendet und heute auch oft in der visuellen Kommunikation genutzt.

Das Wesen eines Graffiti-Tags ist, dass es von kultureller und sozialer Bedeutung ist. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Street-Art eigentlich seit langem einen Einfluss auf die Mainstream-Typografie ausübt. Während das Zufallschaos der Street-Art der Formalität herkömmlicher Schriften entgegensteht, schliesst der Stencil-Trend in vielerlei Hinsicht diese Lücke.

Ein hervorragendes Beispiel war die 1994 von Paula Scher neu designte Identity für das New Yorker Public Theater. Unzählige weitere Designer folgten dem neuen Stil voll Schwung und dahinterliegender Symbologie, inspiriert durch Graffiti. Doch auch bekanntere Marken lehnen sich in ihren Kommunikationsauftritten an diesen Stil an. So erinnern die Logos des Vice Magazine oder auch jenes der Olympischen Spiele von 2012 in London stark an Street-Art.

Geblieben vom einst rebellischen Hintergedanken ist heute nicht mehr viel. Immer öfters werden Street-Art Künstler engagiert oder kopiert. Auf der einen Seite bedeutet das eine starke Tendenz zum Mainstream, andererseits erreichen auf diese Weise die Kunstwerke eine breitere Akzeptanz und Reichweite. Erhalten hat sich aber die Graffitikunst, mit ihrem Fokus auf das Wesentliche und Physische und dem Gegensatz zwischen der digitalen Welt und der virtuellen (Un-)Realität.