VW, Mastercard, Netflix – wer in den letzten Jahren genauer hingeschaut hat, konnte eines bemerken: Wurden einst mit den wachsenden Möglichkeiten der 3D-Tools, Logos dreidimensional ausgeschmückt, so gelten nun wieder die Gesetze der minimalistischen Form.

Gewisse Trends halten sich an Rhythmen
Schlank, reduziert, aufgeräumt. Wir folgen Trends in einem Rhythmus, werden verführt von neuen Möglichkeiten, erfahren Übersättigung und suchen erneute Abgrenzung. Zu Anfang reagieren die Kreativen, die Trendsetter, bis dann die Follower den Markt fluten und einen Trend zum Massenphänomen machen. Frühzeitig suchen die Innovativen dann bereits das Neue und einen Weg aus der Masse.

Nachdem 2008 das neue Illustrator Verlaufsgitter-Tool, welches Transparenzen erlaubte, eine Welle bunter Licht- und Schatten-Spiele ausgelöst hatte – siehe Swisscom – werden wir mittlerweile wieder flächig, einfarbig, scharf, fast ein Hauch Retro. Allerdings könnte man das eigentlich auch als zeitlos bezeichnen, denn die Form als purisistisches Symbol war immer schon da und das wird auch immer so bleiben.

Der Auslöser war?
Die Antwort ist keine Unbekannte bei Fortschritts- und Trendsetting Themen. Google verzichtete als Erstes auf Ausschmückung zugunsten von Simplizität. Den „Big Bang“ initiierte jedoch Apple 2013 und brachte mit dem iOS 7 Update ein neues User-Interface-Design in die Welt, was vorallem eines war: Flach. Nach einer kurzen Phase der Polarisierung wurde diese neue flache Gestaltung angenommen. Wirkte sie doch frischer, klarer und übersichtlicher. Bot weniger und deutlichere Informationen für das Auge, zeichnete sich mehr über die Qualität der Form, als über die Menge an Details aus.

Auslöser des Trends der Simplifizierung war die notwendige Optimierung des UI-Designs zur Sicherstellung der Funktionalität der Bildmarke als App-Icon und Favicon. Ein schnelles Erkennen der Bildmarke in einer sehr kleinen Grösse und die Darstellungsmöglichkeit in quadratischer Form war Teil des Anforderungsprofils. Verfolgt man die Entwicklung so mancher Logos, sieht man, dass fast alle erfolgreichen Marken sich seither in diese Form gepresst haben.

Wohin führt die Zukunft?
Beobachtet man den wiederkehrenden Trend der Schlaghosen in der Mode, könnte man meinen, dass der 3D-Trend ebenfalls wiederkehren wird. Doch die Zeichen dafür stehen vorerst nicht gut. Das neue iOS-Update Big Sur ist noch reduzierter und aufgeräumter. Vielleicht gewinnt in der heutigen Zeit, in der wir immer mehr und mehr Dinge auf einen Blick sehen wollen, die klare Form gegenüber der verspielten. Ein gutes Logo funktioniert in seiner Essenz. Diese gilt es herauszufinden und alles Unnötige dabei wegzulassen. Dennoch, der dreidimensionale Raum wird mit der Weiterentwicklung technischer Möglichkeiten wieder einmal eine Rolle spielen. Dann vielleicht nicht in einer pseudoreailistischen 3D-Darstellung, sondern in einer klaren rundumgänglichen symbolischen Darstellung.